5 Gründe, warum Savasana die wichtigste Yoga-Pose ist

Autorin: Miriam Weiß

Shavasana – auch bekannt als Savasana oder die Totenstellung – ist die wohl ruhigste, aber gleichzeitig eine der wirkungsvollsten Posen im Yoga. Am Ende einer Yoga-Session eingenommen, dient sie nicht nur als körperlicher Ausgleich, sondern auch als mentaler Abschluss. Dabei geht es nicht einfach nur ums „Liegen“, sondern um bewusste, tiefe Entspannung auf allen Ebenen.

Die Ausgangsposition ist simpel: Du legst dich flach auf den Rücken, die Beine sind ausgestreckt, die Füße fallen locker nach außen. Die Arme liegen seitlich vom Körper, etwas abgespreizt, mit den Handflächen nach oben. Die Augen werden geschlossen, die Gesichtsmuskeln entspannen sich. Die Atmung fließt ruhig und gleichmäßig, ganz ohne Kontrolle – sie darf einfach geschehen. In dieser Haltung verweilst du idealerweise fünf bis zehn Minuten, manchmal auch länger.

Was auf den ersten Blick leicht aussieht, kann innerlich herausfordernd sein. Denn in Savasana geht es darum, wirklich loszulassen – körperlich, geistig und emotional. Keine Bewegung, keine Spannung, keine Anstrengung. Für viele Menschen, die an ein ständiges „Tun“ gewöhnt sind, ist das zunächst ungewohnt. Doch genau darin liegt der Wert dieser Pose: Sie bietet Raum für bewusste Nicht-Aktivität.

1. Tiefe Regeneration für Körper und Nervensystem

savasana

In Savasana wechselt der Körper vom Aktivitäts- in den Erholungsmodus. Das vegetative Nervensystem schaltet in den sogenannten parasympathischen Zustand – auch als „Rest-and-Digest“-Modus bekannt. Die Herzfrequenz sinkt, die Atmung wird tiefer, der Blutdruck reguliert sich. Die Muskulatur kann sich nach den vorangegangenen Übungen vollständig entspannen. Durch diesen Zustand wird der gesamte Organismus auf Zell- und Systemebene regeneriert. Es ist, als würde der Körper „nachjustieren“, was er vorher gelernt und erfahren hat. Die Bandscheiben werden entlastet, der Hormonhaushalt beruhigt sich. Für Menschen mit chronischem Stress ist diese Pose daher besonders wertvoll – sie stellt einen seltenen Moment echter Tiefenentspannung dar, der heilend wirken kann.

2. Mentaler Ausgleich – Klarheit durch bewusste Ruhe

Savasana ist nicht nur für den Körper heilsam – auch der Geist profitiert enorm. In einer Welt, in der wir ständig Reizen, Aufgaben und Gedankenströmen ausgesetzt sind, bietet diese Haltung einen Raum des Innehaltens. Durch die bewusste Ruhe reduziert sich die Reizverarbeitung, die Gedanken kommen zur Ruhe. Viele berichten, dass sie in dieser Zeit kreative Impulse, Lösungsideen oder einfach innere Stille erfahren. Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, „abzuschalten“, ist Savasana eine sanfte Möglichkeit, sich in Achtsamkeit und Loslassen zu üben. Es geht nicht darum, nichts zu denken – sondern darum, sich nicht mehr mit jedem Gedanken zu identifizieren. So entsteht ein Gefühl von innerer Weite und mentaler Leichtigkeit.

3. Bewusstes Atmen vertieft die Entspannung

Ein zentrales Element von Savasana ist die Verbindung zum Atem. Indem du deine Aufmerksamkeit auf das Ein- und Ausströmen der Luft richtest, kommst du ins Hier und Jetzt. Der Atem wirkt wie ein Anker – immer da, ruhig, konstant. Diese Konzentration bringt den Geist zur Ruhe, senkt den inneren Druck und fördert eine natürliche Entspannung. Besonders bei Menschen mit Schlafproblemen, Nervosität oder innerer Unruhe kann diese einfache Atembeobachtung helfen, wieder in Kontakt mit dem eigenen Rhythmus zu kommen. Die Atemtiefe nimmt automatisch zu, was den ganzen Organismus besser mit Sauerstoff versorgt. Auch der Vagusnerv – wichtig für Entspannung und emotionale Balance – wird durch ruhiges Atmen stimuliert.

4. Emotionale Verarbeitung und innere Balance

Savasana ist ein stiller Raum, in dem auch emotionale Prozesse in Bewegung kommen können. Die tiefe Ruhe und das Loslassen schaffen Zugang zu inneren Themen, die sonst im Alltag überdeckt werden. Manchmal zeigt sich dabei ein Gefühl der Erleichterung, manchmal auch Traurigkeit oder Freude. Diese Reaktionen sind normal und willkommen – sie zeigen, dass der Körper-Geist-Komplex aufarbeitet und neu sortiert. Für viele Yogapraktizierende ist Savasana daher mehr als nur eine Entspannungsübung: Es ist ein Moment der Selbstbegegnung, der Reflexion und der Heilung. Wer regelmäßig in diese Ruhe eintaucht, lernt, sich selbst mit mehr Mitgefühl und Verständnis zu begegnen – eine wertvolle Fähigkeit für das Leben außerhalb der Yogamatte.

5. Einfache Integration in Alltag und Stresssituationen

Der große Vorteil von Savasana: Du kannst es überall und jederzeit praktizieren. Es braucht keine Hilfsmittel außer eine ruhige Unterlage. Ob nach einem anstrengenden Arbeitstag, in der Mittagspause oder am Abend vor dem Einschlafen – schon fünf Minuten reichen, um den Körper und Geist neu zu justieren. Auch Menschen, die kein Yoga praktizieren, können von dieser Übung profitieren. Wichtig ist nur, dass du dir erlaubst, wirklich loszulassen – körperlich und mental. Eine Decke, ein kleines Kissen oder eine Augenmaske können dabei helfen, die äußeren Bedingungen so angenehm wie möglich zu gestalten. Wer regelmäßig übt, wird merken: Diese einfache Haltung kann zum festen Bestandteil eines gesunden, gelassenen Alltags werden.

Fazit: Die Kraft der Stille als Weg zu mehr Balance

Savasana ist mehr als nur das „Ausruhen“ nach dem Yoga. Es ist eine bewusste Entscheidung für Entschleunigung, für Verbindung mit dem eigenen Körper und für innere Sammlung. Gerade in einer leistungsorientierten Welt ist es heilsam, sich regelmäßig diesen Raum der Stille zu schenken. Wer sich darauf einlässt, entdeckt in der scheinbaren Passivität eine große Kraft – die Kraft, loszulassen, zu heilen und neue Energie zu schöpfen. Ob als Abschluss einer Yogaeinheit oder als tägliche Mini-Auszeit: Savasana ist ein Geschenk, das du dir selbst machen kannst – immer wieder.

Bildquellen: Pexels, Pixabay, Unsplash

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